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02.05.2022 | 13:24 Uhr

MDR/RBB-Dokumentation zu DDR-Fluchtversuch über die dänische Botschaft (FOTO)

Leipzig (ots) -

Der von MDR und RBB produzierte, dritte Teil der ARD-Reihe "Go West Go East" erzählt von einem dramatischen Fluchtversuch aus der DDR. "Verrechnet oder verraten?" ist am Montag, 16.05.2022, um 23.35 Uhr bei "Geschichte im Ersten" zu sehen. Mit "Transit DDR" (NDR/RBB) und "Mauerspringer" (RBB) sind schon jetzt alle drei Teile der Reihe in der ARD-Mediathek abrufbar.

Die Reihe "Go West Go East" erzählt vom Leben im geteilten Deutschland, von Menschen und ihren Erfahrungen zwischen BRD und DDR. Es geht um dramatische Fluchtgeschichten, Familienkonflikte, um Anpassung und Widerstand.

"Verrechnet oder verraten? Flucht über die dänische Botschaft" rekonstruiert den Fluchtversuch einer Gruppe aus Thüringen: Am 9. September 1988 machten sich sieben Männer, sechs Frauen und fünf Kinder von Ilmenau im heutigen Thüringen auf den Weg. Ihr Ziel: die dänische Botschaft in Ost-Berlin.

Unter westlichen Partnern gab es eine klare Verabredung: Falls es zu einer Botschaftsbesetzung kommt, wird zunächst nur das eigene Außenministerium kontaktiert. Ziel ist es, den Ausreisewilligen zur Seite zu stehen und ihnen zu helfen. Die Mitarbeiter der dänischen Botschaft setzten jedoch überraschender Weise auf die Zusammenarbeit mit den DDR-Behörden.

In der Nacht erschienen in der Botschaft mehrere Stasi-Mitarbeiter. Zwei Reisebusse rollten in den Hof, die Stasi stand Spalier und erwartete die Familien. Den Thüringern war klar: Der Westen war nun weiter weg als je zuvor. Ihre Fahrt ging ins Stasi-Hauptquartier in die Magdalenenstraße in Berlin-Lichtenberg. Stundenlange Verhöre folgten. Die Kinder wurden in Heime gebracht.

An diesem Septembertag scheiterte der Fluchtversuch, doch er sollte Folgen haben. Zehn Tage später war er Top-Thema in den Hauptnachrichten der Tagesschau. Nun erfuhren erstmals die westdeutsche und die dänische Öffentlichkeit von dem Fall. Dadurch wuchs auch der politische Druck auf die DDR. Die Männer der Gruppe wurden im Oktober 1988 zu Bewährungsstrafen verurteilt, die Frauen nach zehn Tagen "aus humanitären Gründen" aus der Untersuchungshaft entlassen. Fünf Monate später wurden die Familien von der BRD freigekauft und konnten ausreisen.

Auch in Dänemark wurde der Fall zum Politikum: Für viele Dänen und die Medien galt die Zurückweisung der DDR-Bürger als unmoralisch, peinlich, skandalös. Es wurde sogar ein Untersuchungsausschuss eingerichtet. Der Abschlussbericht belastete den Botschafter schwer, er wurde als alleiniger Entscheidungsträger zur Verantwortung gezogen.

Erstmals freigegebene Dokumente legen die Spur für die Rekonstruktion einer Botschaftsflucht in der DDR, die zum Ausgangspunkt für spätere Massenfluchten über westliche Botschaften in Prag, Budapest oder Warschau wurde.

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